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So beeinflussen Gestaltungsgesetze die Wahrnehmung
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User Experience und User Interface Design beschäftigen sich unter anderem mit der Orientierung des Nutzers in digitalen Anwendungen. Wie lässt sich eine gute visuelle Orientierung schaffen? Eine simple Möglichkeit sind Gestaltungsgesetze. Sie basieren auf Wahrnehmungsphänomenen der Gestaltpsychologie und unterstützen Designer bei der Aufgabe, komplexe Inhalte einfach verständlich darzustellen.
Insgesamt gibt es weit mehr als einhundert solcher Gestaltungsgesetze, die die allgemeine psychische Wahrnehmung des Menschen erklären. Wir haben vier wichtige zusammengefasst, die man für eine gute Gestaltung immer im Hinterkopf behalten sollte. Das gilt nicht nur für digitale Produkte: Print-Designs, Infografiken, Social-Media- Posts oder Präsentationen lassen sich ebenfalls auf Grundlage dieser Prinzipien optimieren.
4 Gestaltungsgesetze der Wahrnehmung für das richtige UX-Design
Gestaltungsgesetze der Wahrnehmung basieren auf der Annahme, dass das menschliche Gehirn bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen nach bekannten Mustern sucht, um möglichst effizient Arbeitsschritte zu sparen. Wir greifen also unbewusst auf Erfahrungswerte zurück und orientieren uns durch diese.
Gesetz der Nähe
Elemente, die nah beieinanderstehen, nimmt man als zusammengehörig wahr. Das ist besonders bei Elementen mit inhaltlichem Zusammenhang von Bedeutung. Steht ein Bild beispielsweise nicht nah genug am zugehörigen Text, nimmt der User diese auch nicht als zusammengehörig war.
Das Gesetz der Nähe bewirkt, dass wir auf der linken Seite jeweils Bild und Text als zusammengehörig empfinden. Rechts hingegen stehen die Elemente zu weit voneinander entfernt. Man verbindet eher Bild mit Bild und Text mit Text, da diese Elemente gleich aussehen (Gesetz der Ähnlichkeit).
Gesetz der Ähnlichkeit
Elementen, die in ihrem Stil (Farbe, Form, Größe, Struktur etc.) ähnlich sind, schreibt man auch ähnliche Eigenschaften und Funktionen zu. Das Gesetz der Ähnlichkeit wiegt stärker als das Gesetz der Nähe. Für das Interface Design gilt es also, gleichen Funktionen auch die gleiche Gestaltung zu geben und so die Orientierung zu erleichtern.
Buttons, die die gleiche Funktion haben, auf die gleiche Seite führen o. ä. sollte man dem Gesetz der Ähnlichkeit zufolge auch ähnlich gestalten. Meistens sind hier Farbe und Form ausschlaggebend.
Gesetz der Geschlossenheit
Unser Gehirn ergänzt in unserer Wahrnehmung Formen, sodass geschlossene Figuren entstehen. Die Umrandung einer Schaltfläche beispielsweise lässt uns erkennen, dass die Elemente innerhalb dieses Bereichs eine ähnliche Funktion haben und zu einem geschlossenen Ganzen gehören, das sich von anderen Elementen abgrenzt.
Um unterschiedliche Elemente miteinander in Verbindung zu bringen und als zusammengehörig zu zeigen, bietet sich das Gesetz der Geschlossenheit an. Links wird deutlich, dass die Umrandung nicht geschlossen sein muss. Unser Gehirn ergänzt ebenfalls erdachte Linien zu bekannten Formen.
Gesetz des gemeinsamen Schicksals
Elemente, die sich gleichförmig verändern oder bewegen, in die gleiche Richtung streben oder einen gleichen Rhythmus haben, beispielsweise bei einer UI-Animation, nimmt man als zusammengehörig wahr. Hierbei kann es sich auch um Elemente handeln, die einander visuellnicht ähnlich sind.
Ein gutes Beispiel sind interaktive Infografiken, hier ein Beispiel aus dem iwd. Die Zahl und der rote Punkt bewegen sich gleichzeitig beim Klicken. Sie erzeugen damit eine Zusammengehörigkeit der Informationen.
Mit Gestaltungsgesetzen der Wahrnehmung digitale Anwendungen optimieren
Wir suchen unbewusst nach Mustern, die es uns ermöglichen, Webseiten schnell zu scannen und einzuschätzen, ob diese unsere Erwartungen erfüllen. Möchte man also User auf einer Webseite halten und deren Bedürfnissen entgegenkommen, helfen Gestaltungsgesetze bei der Orientierung, beim Setzen des Fokus und dabei, die Zusammengehörigkeit von Elementen zu zeigen. Die Gestaltungsgesetze der Wahrnehmung sind allerdings nicht trennscharf zu betrachten: Oft überschneiden sich Wahrnehmungsphänomene oder wirken im Kontext der Anwendung mehr oder weniger dominant. Auch das bewusste Brechen der Regeln kann von Fall zu Fall sinnvoll sein. Ein Guerilla Usability Testing kann bereits darüber Aufschluss geben, wie gut User sich wirklich auf einer Webseite zurechtfinden. Die Probanden spielen dabei fiktive Nutzerszenarien durch und Probleme werden schnell deutlich. Mit den Gestaltungsgesetzen der Wahrnehmung im Hinterkopf lassen sich dann oft schon einfache, aber wirkungsvolle Verbesserungsmöglichkeiten für das User Interface finden.
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